Die Europäische Masters Club-Meisterschaft fand vom 6. Mai bis zum 8. Mai in Breslau statt - ein Teilnehmer berichtet:

Die ersten 3 Goldfingers machten sich bereits Donnerstag früh mit den öffentlichen Transportmitteln auf den Weg Richtung Wroclaw. Von der Fahrt wurde nichts übermittelt, daher können wir wohl davon ausgehen, dass die Reise gesittet und anständig verlief. In Wroclaw angekommen, fand dann eine erste Verköstigung der örtlichen „Fettlappen“-Spezialität statt – dazu aber später mehr.

Der restliche Tross des Potsdamer Masterteams machte sich am späten Donnerstagnachmittag auf den Weg Richtung Polen. Verteilt auf mehrere Autos raste das Team über hunderte Kilometer von einspurigen high-speed-Baustellen auf denen die 60 km/h Begrenzung wohl als Unter- und nicht als Obergrenze verstanden werden musste. Zumindest entnahmen wir das der Fahrweise, der ansässigen Baustellenprofis. Sorry, unser Fehler. Leichte Korrekturen der Fußposition ermöglichten uns dann eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 120 km/h, auch irgendwie okay.

Am Abend waren 20 Spieler plus Trainer und Edelfan im Hotel angekommen. Zur Einstimmung gab es im Captain-Zimmer noch die neuen, extra für die WM angefertigten Trikots. Mit einer kleinen Rede stimmte Flo sein Team auf die kommenden Tage ein. Zum Abschluss gab es dann auf dem geräumig gestalteten Balkon noch das neue, leise und lang gezischte Fingerssssss. Gewöhnungsbedürftig, aber die müden Nachbarn waren sicherlich froh über unseren Innovationsgeist.

Freitag früh machte sich dann ein Großteil des Teams zu Fuß auf in Richtung Spielfelder. Knappe 30 min später gab es dann ein sehr üppiges Frühstück. Mit vollem Bauch und leichtem Terminstress ging es dann von der Frühstückslocation zu den Feldern. Ein intensives Warm-up später startete das erste Spiel gegen das Heimteam von Uprising. Leider stellte sich gleich zu Beginn des Spiels heraus, dass mit FloM, Schulle und Keno unsere leicht angeschlagen angereisten Spieler nicht spielen konnten und somit zum Zugucken verdammt waren. Wir hatten über das gesamte Spiel Schwierigkeiten unsere Offence ins Laufen zu bringen. Das lag zum einen an einer poachigen Art der Zone unserer Gegner, die uns unsere Geschwindigkeit nahm, und zum anderen an auffällig vielen einfachen Fang- und Wurffehlern. Irgendwie wirkte das gesamte Team nervös. Da wir das über die Spieldauer nicht ablegen konnten, ging das Spiel verdienterweise mit 10:15 verloren. Daher stellte sich das Gefühl ein, dass das eine unnötige Niederlage war.

Nach einem knappen Stündchen Pause begann das Warm-up für Spiel 2 gegen Hardfisch aus Hamburg. Nach etwa 30 gespielten Minuten war eines klar, unsere Nervosität war weg. Ein sehr starkes Hamburger Team probierte verschiedenste Defense-Looks, aber nichts konnte unsere Offense stoppen. Folgerichtig steht es 7:3 für uns. Dann hat Hamburg eine Idee. Knallharte Mann-Defense. In der Folgezeit müssen wir für jeden offenen cut hart arbeiten und das zeigt Wirkung. Die Halbzeit geht mit 7:8 an Hamburg. Danach werden kurz Punkte getradet bis Hamburg entscheidend davonziehen kann. Wir verlieren unser 2. Spiel mit 11:15. Aber das war Spielpraxis auf dem höchsten Niveau.

Direkt nach dem Spiel ging es zügig zum Mittagessen, Teller überladen wie zu besten Mensazeiten und mit vollem Bauch zum nächsten Warmup. Im 3. Spiel des Tages ging es gegen die Wizards Grand Cru aus Genf. In der Offense kommen wir immer wieder gut frei, auch in der Defense gelingen uns immer wieder Plays. Aber die Schweizer sind hartnäckig und trotz der gefühlten Überlegenheit können wir sie nicht abhängen. Im Laufe des Spiels verletzt sich auch noch unser ewiger Jungbrunnen Rauschenbach. Die Hartnäckigkeit der Schweizer gepaart mit immer schwerer werdenden Beinen sorgen für ein enges Spiel bis zum Ende. Aber irgendwie bringen wir es mit einem 14:12 über die Zeit und unseren ersten Sieg aufs Scoreboard.

Nach dem Spiel ging es weiter wie davor, mit Zeitdruck zum Essen, Teller vollladen und danach mit vollem Bauch und leeren Beinen zurück ins Hotel. Hier bekamen wir weitere Unterstützung. Nachdem Ruben tagsüber noch Teenager in die Geheimnisse der Physik eingeweiht hatte, zog er sich Superman-artig die seriösen Klamotten aus und raste in Sporthosen durch oben erwähnte polnische Autobahnen. Mitgebracht hat er Edelfan Nr.2, Katja. Am Abend fielen dann 16 Paar sehr müde Beine, 4 Paar verletzte Beine und 3 Paar nervlich gestresste Beine in die Hotelbetten. Habe ich eigentlich von den geräumigen 4-Bettzimmern erzählt? Nein? Nun gut, in diesem Fall bestanden 4 Betten aus 2 Betten und einer Couch, auf der ausgeklappt gerade so 2 halbe Rauschis Platz hatten... Zum Glück mögen wir uns alle sehr und schrecken nicht vor Nähe zurück 😉

Zweiter Turniertag: Frühstück, voller Bauch und mit Zeitstress zum ersten Warm-up. Nun könnte ich detailliert und wortreich den Verlauf des ersten Spiels gegen die XL Masters aus Brügge wiedergeben. Aber wie schon ein altes deutsches Sprichwort lautet: Ein Stream sagt mehr als 1000 Worte:
https://www.youtube.com/watch?v=RAl0v3TtWWw

Das zweite Spiel des Tages ging dann gegen das bis dahin ungeschlagene tschechische Team Silence v3.3. Wir starten mit einer Schwächephase in das Spiel und liegen schnell mit 6:3 hinten. Aber das gute an Schwächephasen, es gibt einem die Chance für ein Comeback. Und so kämpfen wir uns Punkt für Punkt zurück ins Spiel, liegen zwischendurch sogar mal vorne. Aber auch die Tschechen geben sich nicht auf und kämpfen sich zurück ins Spiel. So muss beim 12:12 der Universe bei Offense Silence herhalten. Die Tschechen schaffen es, den gefühlt ersten Punkt der zweiten Halbzeit ohne Turn zu spielen und wir verlieren das Spiel. Allerdings in dem Gefühl, gegen einen wirklich starken Gegner und späteren Finalisten, nach anfänglicher Schwächephase ein sehr starkes Spiel gemacht zu haben.

Vor dem letzten Spiel des Tages ein altbekanntes Ritual: zum Essen laufen, volle Teller gefolgt von vollen Bäuchen und mit Zeitstress zum Warmup. Gegner waren die Wolpertinger aus München. Besagte haben sich beim Frühstück weit von uns ferngehalten, um sich nicht mit einem weiteren Kaffeefauxpas unseren Unmut zuzuziehen. Dies führte ja schon einmal zu einer krachenden Niederlage. Also gingen die Münchner taktisch klug, weil weit von uns entfernt, in das Match. Besagte Taktik ging nicht auf. Wir führen 11:5. Was danach passierte ist nur noch sehr verschwommen in meiner Wahrnehmung vorhanden. Ich drehe mich nur einmal kurz um, sehe ein hochklassiges Frisbeematch auf dem Nachbarfeld, schaue auf unser Spiel und plötzlich sind alle unsere Timeouts weg und wir kassieren das Break zum 12:11. Ein dezent angesäuerter Normi später und wir gewinnen 15:11. Wenn man etwas Gutes an diesem Spiel finden möchte, dann dass wir in der entscheidenden Phase nochmal eine Schippe drauflegen konnten. Ach ja, und das München verloren hat 😉

Am Abend dachten wir, wir verzichten auf ein weiteres Mal Mensa und besuchten das in unserem Hotel gelegene Restaurant. Hier gab es als Spezialität des Hauses die bereits am Anfang erwähnten Teigmonster verziert mit viel Käse und je nach Wahl noch mit einer weiteren im Käse ertränkten Zutat. Wir ignorierten die Warnungen unser 3 leicht unterernährt anmutenden Teamkollegen und bestellten neben den liebevoll als „Fettlappen“ bezeichneten Hauptspeisen auch noch alle anderen Gerichte der Karte 3 bis 5 Mal. Die ungläubig aber glücklich schauenden Kellnerinnen brachten uns das Festmahl. Das ein oder andere Mal sollte an diesem Abend noch der leicht beschämte Satz: „Können Sie mir das einpacken?“ erklingen... Insgesamt zufrieden mit unserer Performance ging es dann ins Bett.

Am letzten Turniertag konnten wir ausschlafen, nur noch das Platzierungsspiel um 13 Uhr. Daher starten wir den Tag ungewohnt ganz ohne Zeitstress. Da die anderen Teams ein wenig für uns spielten, wurden wir nach dem round robin 4. und konnten somit im Platzierungsspiel um Bronze gegen die Drittplatzierten Uprising antreten. Da hatten wir ja eh noch eine Rechnung offen. Es entwickelte sich ein extrem intensives und zeitgleich sehr faires Spiel. Kein Team kann sich bei sehr schwierigen Windbedingungen absetzen. Aber unsere Offense funktioniert deutlich besser als im ersten Spiel. Gegen Ende sieht man jede Menge erschöpfte Gesichter auf dem Feld. In dieser Phase gelingt es uns etwas besser unsere Offense durchzubringen und wir führen 13:10. Eine Offense und ein Break später steht es 13:12 bei Spiel auf 14. Der folgende Punkt ist noch einmal typisch für das gesamte Spiel. Ein ewig langer Punkt mit viel Laufarbeit und nach etwa 10 min das glücklichere Ende für uns. Wir gewinnen mit 14:12 die Bronzemedaille auf der Masters-EM!

Danach gab es jede Menge Glückseligkeit, das ein oder andere alkoholische Getränk und die Erkenntnis, dass ein großer Kader mehr Vor- als Nachteile bietet. Die Heimfahrt lief ähnlich wie die Hinfahrt. Auf der Autobahn wurden je nach Bedarf alle Ober- bzw. Untergrenzen eingehalten. Auch von der Zugreise ist dieses Mal etwas mehr übermittelt worden. Es ist die Rede von Zugdurchsagen, leeren Biervorräten, kaputten Heizungen und Showprogramm. Wie und ob die einzelnen Dinge zusammenhängen ist nicht überliefert. Klingt für mich aber wie eine normale Bahnfahrt.
Nächster Stopp: Limerick.