Wir sitzen im Bus Richtung Limerick zu den weit-weit-weg Feldern. Ich bin sau müde. Letzte Nacht war nicht an schlaf zu denken. Man muss wissen, ich bin schlaf Profi. Kann immer, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Mich stört kein Licht, kein Lärm, nix. Unaufhaltsam Richtung Traumland. Aber gestern Nacht, keine Chance. Die Bilder und Emotionen von dem Spiel gegen Carbon waren einfach noch zu präsent. Aber gut, wir müssen heute noch bissel was erledigen, um unseren Sieg von gestern zu vergolden. Heute stehen zwei spiele an. Das erste gegen das indische Team Puyal und das zweite gegen einen der Turnierfavoriten, Voltron aus den USA.

Wenn wir gegen Puyal gewinnen und nicht alle anderen Ergebnisse extrem gegen uns laufen, sind wir im Top 16 bracket. Wie geil wäre das denn?! Bisher haben die Inder alles haushoch verloren. Das muss doch drin sein! Mit diesen Gedanken und dauergähnend schaue ich durch die nassen busscheiben auf ein sehr trauriges Örtchen Limerick. Es ist also wirklich nich übertrieben zu sagen, dass der Uni Campus das Highlight dieser Stadt ist. Wir sind an den Feldern angekommen. Im nirgendwo. Hier ist wirklich überhaupt nix.

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Highlight ist ein Wagen mit heißen Getränken. Ein Blick in den Himmel lässt in mir die Ahnung aufkommen, dass wir da später noch sehr glücklich drüber sein werden.

Das Warm-up läuft und es gibt die ersten guten Nachrichten. Normi is wieder fit und hat seine Cleats on. I like! Wir schütteln langsam die Müdigkeit ab und werden Game ready. Coach Gietzen gibt uns letzte Tipps zu deren go-to guys, wir cremen uns mit Sonnencreme ein und das Spiel startet.

Puyal spielt von Anfang an Zone gegen uns. Allerdings wirkt diese nicht so sattelfest. Sie spielen mit 4 manchmal sogar 5 Leuten sehr nah an der Scheibe. Also swingen wir ein paar Mal hin und her, umspielen den Cup und laufen dann in Überzahl Richtung Endzone. Easy Points. In der Defensive generieren wir viele Turns, tun uns zu Beginn des Spiels aber schwer beim converten. Es steht 2:2. Aber schon hier macht sich das Gefühl breit, dass wir dieses Spiel nicht verlieren werden. Der Regen nimmt zu und spätestens jetzt ist die Sonnencreme wieder ab, aber wir werden konzentrierter. In der Folge ziehen wir deutlich davon. Insgesamt wirken die Inder recht unkoordiniert auf dem Feld, sowohl als Team insgesamt als auch Aktionen einzelner Spieler. Trauriger Höhepunkt: der gefühlt einzige Inder über 1,50 m mit doch beachtlich viel Körper entscheidet sich, diesen in unsere Nr. 52 zu werfen. Lenni geht mit einem lauten Schrei zu Boden. Unser mit Abstand bestfrisierter Spieler schaut danach sehr zerknirscht und zieht sofort seine Fußballschuhe aus. Auf meine kurze Nachfrage, ob alles okay sei, werde ich recht beiläufig angeranzt. Mir schwant böses. Wir haben unseren ersten Ausfall: Verdacht auf Rippenbruch. Im Spiel passiert danach nicht mehr viel. Wir gewinnen 15:4. Auch die anderen Ergebnisse laufen für uns. Willkommen bei den Top 16 der Welt!

Auch Limerick entscheidet sich, das mit bestem Wetter zu feiern. Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich diesen Getränkewagen liebe?! Der beste Tee ever! Nach einer Stunde im ultrafeuchten Zeltunterstand beginnt das Warm-up für das Spiel gegen Voltron. Hier geht es exakt um nix. Die sind sicher erster und wir sicher vierter, egal wer hier gewinnt. Aber hey, wer wollte nicht schon immer mal gegen diese YouTube-Typen spielen? Dafür kommt dann sogar mal die Sonne raus. Wir jedenfalls sind Ready. 

Das Spiel beginnt. Ich glaube, es steht 2:2. Da merken die Amis, wir können das auch ein bisschen. Also ziehen sie die langen Trainingshosen aus und geben etwas mehr gas. Nun gibt es ja wirklich überhaupt nix gutes an Verletzungen, also so wirklich gar nix. Allerdings war das in unserem Fall die Geburtsstunde von Radio Weege! Wer Details zum Spiel wissen wollte, konnte live mithören. Von hier an nahm die Professionalisierung ihren lauf... aber ich möchte noch nicht zu viel vorweg nehmen ;)

Auf dem Feld fühl es sich sehr schwierig an. Es ist sehr schwierig frei zu kommen, die Amis converten unsere Fehler. Dadurch hat man sehr wenige Scheibenkontakte, es ist schwierig in das Spiel zu kommen. Am Ende verlieren wir, glaube ich, 15:7. Bis hierhin allerdings die meisten Gegenpunkte für Voltron. Also haben wir das wohl ganz gut gemacht, auch wenn es sich nich so angefühlt hat. Nicht wirklich um den Sieg zu spielen, sondern nur um einzelne Punkte ist auch psychologisch nicht ganz so einfach. Dafür gabs noch ein paar Geschenke von den Jungs aus Seattle für uns. Damit ist unser Tag heute schon 14 Uhr vorbei. Viel Zeit zur Regeneration und morgen nur ein Spiel für uns. Achtelfinale gegen Boneyard, der Nr. 1 Seed. Nach dem heutigen Spiel schwant mir, was da morgen auf uns zukommt.

Ich weiß ja nich, was ihr jetzt macht, aber ich schlafe jetzt mal ne Runde oder zwei. Ihr wisst ja, Profi und so...